Ein Insektenhotel ist wie ein Mehrfamilienhaus: Jeder Bewohner hat andere Ansprüche an seine Wohnung. Während die Wildbiene ein sauberes Penthouse-Röhrchen will, liebt der Marienkäfer eine gemütliche, unaufgeräumte Bude. Wer sein Hotel nur mit einer Sorte Material füllt, lässt viele Zimmer leer stehen.
Damit dein Hotel zum wimmelnden Hotspot der Artenvielfalt wird, haben wir 20 geniale Füllmaterialien gesammelt. Das Beste: Fast alle findest du kostenlos in deinem Garten, im Wald oder im Haushalt. Hier ist der große Guide für alle Insektenfreunde.
Mische die Materialien nicht wild durcheinander! Baue "Themen-Zimmer". Ein Bereich nur für Röhren, ein Bereich (hinter Gitter) für loses Material wie Zapfen. So fressen sich die Bewohner nicht gegenseitig auf.
Zone A: Die Röhren (Für Wildbienen & Solitärwespen)
Hier ziehen die Bestäuber ein. Sie legen ihre Eier in lange Gänge. Wichtig: Die Rückseite muss immer verschlossen sein!
1. Bambus (Der Goldstandard)
Stabil, glatt und langlebig. Säge Bambus immer so, dass ein Knoten das hintere Ende verschließt. Markreste innen unbedingt entfernen!
2. Schilf & Reet
Kostenlos am Seeufer zu finden. Da die Halme weich sind, bündele sie fest in einer Blechdose, damit Vögel sie nicht klauen. Nur saubere Halme ohne Splitter nutzen.
3. Forsythien-Äste
Hast du Forsythien im Garten? Die Äste sind innen hohl! Schneide alte Äste ab und bündele sie. Eine tolle Alternative zu Bambus.
4. Japanknöterich (Getrocknet)
Eigentlich eine Plage im Garten, aber die dicken, hohlen Stängel sind (wenn sie ganz trocken sind) super Nisthilfen. Aber Achtung: Nicht frisch kompostieren, sie wachsen überall an!
5. Selbstgedrehte Papierröhrchen
Kein Naturmaterial zur Hand? Nimm braunes Packpapier (unbeschichtet), wickle es um einen Bleistift und klebe es zu. Funktioniert super an regengeschützten Stellen.
Zone B: Die Mark-Stängel (Für "Selbstbohrer")
Manche Bienen (z.B. Keulhornbienen) sind die Handwerker unter den Insekten. Sie nagen ihre Gänge selbst in weiches Pflanzenmark. Biete diese Stängel senkrecht stehend (wie am Zaun) an.
6. Brombeerruten
Schneide alte, verholzte Ruten ab. Das weiche weiße Mark im Inneren ist perfekt.
7. Holunder
Ähnlich wie Brombeere. Dickere Äste können auch waagerecht verbaut werden.
8. Königskerze & Distel
Lass verblühte Stauden im Winter stehen! Im Frühjahr kannst du die markhaltigen Stängel abschneiden und bündeln.
9. Sonnenblumen-Stängel
Nach der Blüte werden die Stiele holzig und behalten ihr Mark. Nicht wegwerfen, sondern trocknen und als Bündel aufhängen.
10. Rosenzweige
Dicke, alte Rosenzweige sind ebenfalls voller Mark. Vorsicht mit den Dornen beim Bündeln!
Zone C: Hartholz & Lehm (Die Massiven)
11. Hartholz-Block (Eiche, Esche, Buche)
Der Klassiker. Bohre Löcher (3–9 mm) in einen Holzklotz. Wichtig: Bohre ins Längsholz (Rindeseite), nicht in die Jahresringe, sonst reißt es.
12. Totholz & morsche Wurzeln
Ein Paradies für Käferlarven. Einfach einen alten Stumpf in einer Ecke liegen lassen. Natur pur.
13. Lehm-Sand-Gemisch
Fülle eine Kiste mit feuchtem Löss-Lehm und Sand. Lass es trocknen. Bohre Startlöcher. Hier ziehen Pelzbienen und Grabwespen ein.
14. Ungebrannte Lehmziegel (Grünlinge)
Kauf keine gebrannten Ziegel! Frag im Baustoffhandel nach "Grünlingen". Diese sind weich genug, dass Bienen darin graben können.
15. Strangfalzziegel (Dachpfannen)
Dienen nicht direkt als Nistplatz, sind aber die perfekte Halterung für Bambus & Co. Einfach die Röhrchen in die Hohlräume stecken.
Zone D: Die Kuschel-Lounge (Käfer, Fliegen, Ohrwürmer)
Diese Materialien gehören hinter ein Drahtgitter (Kaninchendraht), damit sie nicht herausfallen oder von Vögeln geplündert werden.
16. Holzwolle
Das Lieblingsbett der Marienkäfer! Stopfe Holzwolle locker in ein Fach. Hier überwintern die kleinen Glücksbringer massenhaft.
17. Weizenstroh
Ideal für Florfliegen ("Goldaugen"). Am besten in einem rot gestrichenen Kasten mit Schlitzen anbieten. Florfliegen lieben Rot!
18. Tannenzapfen
Bieten viele kleine Ritzen. Super für Spinnen und Ohrwürmer. Achtung: Ohrwürmer fressen Blattläuse, aber auch mal Bienenbrut. Platziere die Zapfen daher unten im Hotel, weit weg von den Bienenröhren.
19. Rindenmulch & Rindenstücke
Grober Mulch bietet Verstecke für Laufkäfer und Asseln – die Müllabfuhr des Gartens.
20. Leere Walnussschalen
Ein Geheimtipp für Marienkäfer. Fülle ein Fach mit halben Schalen. Sie bieten trockene, wärmeisolierte Höhlen.
Finger weg von diesen Materialien!
- Lochziegel (Hohlblocksteine): Zu scharfkantig, Löcher zu groß. Nutzlos ohne Füllung.
- Glasröhrchen: Kondenswasser bildet sich, die Brut verpilzt (Schimmelgefahr).
- Nadelholz (Fichte/Kiefer): Harzt oft nach und verklebt Insektenflügel.
- Plastik-Trinkhalme: Nicht atmungsaktiv.